Hingeschaut – Fachwissen über systemische Therapie und Beratung
Die Ansätze der systemischen Therapie und Beratung basieren auf den Grundannahmen der Systemtheorie (Kybernetik erster und zweiter Ordnung) sowie dem Konstruktivismus. Dadurch eröffnen sie eine neue Perspektive auf menschliches Handeln, immer unter Berücksichtigung des sozialen Kontexts.
Der Konstruktivismus als erkenntnistheoretische Grundlage des systemischen Ansatzes bildet den Gegenpol zum Realismus. Er geht davon aus, dass wir unsere Wirklichkeit durch eigene Gedanken und mentale Aktivitäten selbst erschaffen (Willemse & von Ameln, 2018).
Systemische Beratung rückt dabei aktuelle Beziehungsmuster im Hier und Jetzt in den Mittelpunkt und untersucht, wie Verhaltensweisen innerhalb eines Systems (z. B. Paar, Gruppe, Familie, Team oder Organisation) sich gegenseitig beeinflussen und die Stabilität von Problemen aufrechterhalten können (Schwing & Fryszer, 2018). Ursachen für Probleme werden dabei weniger als Defizite einzelner Mitglieder verstanden, sondern vielmehr als Wechselwirkungen zwischen Symptom und Kontext betrachtet.
Aus diesem Grund konzentrieren sich systemische Berater*innen weniger auf die Vergangenheit oder klassische Ursache-Wirkungszusammenhänge. Stattdessen suchen sie nach neuen Informationen, die bestehende Sichtweisen irritieren, Perspektivwechsel ermöglichen und dadurch neue Handlungsoptionen eröffnen.
Unabhängig vom jeweils dominierenden Beratungsansatz schlägt McLeod (2004) vor, handlungsleitende Ziele in der Beratung zu formulieren. Diese können unter anderem auf Einsicht, Selbsterkenntnis, Selbstakzeptanz, Selbstaktualisierung, Problemlösung, psychologische Schulung, Aneignung sozialer Kompetenzen, kognitive und Verhaltensänderung, systemische Veränderungen, Wiedergutmachung oder Empowerment abzielen.
Vor allem Empowerment wird als richtungsweisendes Ziel eines integrativen Handlungskonzepts in der psychosozialen Beratung hervorgehoben. Klient_innen sollen unterstützt werden, ihre eigenen Fähigkeiten wahrzunehmen, Ressourcen zu entdecken, ihre Stärken zu reaktivieren und so wieder handlungsfähig, selbstbestimmt und autonom ihr Leben gestalten zu können (Grawe & Grawe-Gerber, 1999; Lenz, 2011; McLeod, 2004; Nestmann, 2013; Warschburger, 2009).
Im Alltag begegnen uns zahlreiche Situationen, in denen Beratung informell stattfindet: sei es in freundschaftlichen Gesprächen, am Arbeitsplatz, in der Schule, im familiären Umfeld oder in anderen zwischenmenschlichen Begegnungen. In solchen Kontexten geht es primär um den Austausch persönlicher Erfahrungen und individueller Wissensbestände.
Demgegenüber basiert professionelle psychologische Beratung auf wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen. Sie stützt sich auf empirisch validierte Theorien, Modelle und Methoden (Warschburger, 2009). Die Entstehung professioneller Beratung verlief parallel zur Entwicklung der Psychotherapie und ist historisch insbesondere mit der Psychoanalyse nach Freud sowie der Gesprächspsychotherapie nach Carl Rogers verknüpft (Warschburger, 2009).
Heute wird Beratung als heterogene Disziplin verstanden, die in Deutschland verschiedenen Fachbereichen zugeordnet wird – etwa der klinischen Psychologie, der Arbeits- und Organisationspsychologie, der Gesundheitspsychologie, der Community Psychology, der Rehabilitationspsychologie sowie angrenzenden Gebieten (Warschburger, 2009).
Je nach Anliegen und Kontext kann Beratung unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Diese reichen von Informationsvermittlung und ressourcenorientierter Anleitung über die Förderung von Problemlösekompetenzen bis hin zur Unterstützung bei der Klärung von Bedürfnissen und Entscheidungen.
„Es sind nicht die Dinge selbst, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von ihnen haben.“
- Epiktet
Sickendiek und Nestmann (2018) definieren professionelle Beratung als eine Kommunikation über Fragen, Anliegen und Schwierigkeiten mit einer fachlich qualifizierten Person. Ziel dieser Beratungsbeziehung ist es, die Ausgangssituation zu reflektieren, Perspektiven zu erweitern, Lösungswege zu entwickeln und Betroffene in ihrer Entscheidungsfindung sowie in der Bewältigung von Belastungen und Krisen zu unterstützen. Ebenso sollen Ratsuchende gestärkt werden, ihre eigenen Kompetenzen wahrzunehmen und zu nutzen (Sickendiek & Nestmann, 2018).
Psychosoziale Beratung wird als professionelle Hilfeform beschrieben, die präventiv, akut-problembewältigend oder rehabilitativ ausgestaltet sein kann. Angeboten wird sie von entsprechend qualifizierten Fachpersonen in einem geschützten Rahmen, der den Austausch auf Augenhöhe ermöglicht. Ziel ist es, die Handlungs- und Bewältigungskompetenzen der Ratsuchenden unter Berücksichtigung ihrer individuellen Problemlagen und Bezugssysteme zu stärken und weiterzuentwickeln (Sickendiek & Nestmann, 2018).
"Der Sinn von Kommunikation ist die Wirkung, die sie erzielt.“
- Paul Watzlawick
PerSysphora – Systemische Perspektive bietet professionelle Unterstützung in herausfordernden Lebenssituationen – individuell abgestimmt, ressourcenorientiert und systemisch reflektiert.
Systemische Therapie und systemische Beratung teilen eine gemeinsame Grundhaltung: den Menschen nicht isoliert, sondern eingebunden in seine sozialen Kontexte zu betrachten.
Beide Ansätze unterscheiden sich jedoch in Zielsetzung und Anwendungsbereich.
Systemische Beratung richtet sich an Menschen, die sich in Phasen von Veränderung, Belastung oder Entscheidungsfindung befinden – unabhängig von einer psychischen Diagnose.
Im Mittelpunkt steht nicht die Behandlung von Symptomen, sondern die Begleitung beim Entdecken neuer Perspektiven, beim Aktivieren vorhandener Ressourcen und beim Erschließen neuer Handlungsspielräume.
Systemische Therapie ist ein wissenschaftlich anerkanntes Psychotherapieverfahren zur Behandlung psychischer Störungen mit Krankheitswert.
Hier geht es darum, belastende Symptome im Zusammenhang mit Beziehungsmustern zu verstehen, Ressourcen zu stärken und nachhaltige Veränderungsprozesse zu ermöglichen.
Beratung und Therapie werden bei PerSysphora bewusst differenziert und transparent auf Ihre individuelle Situation abgestimmt.
Im Spannungsfeld von persönlicher Entwicklung, Beziehungsgestaltung und systemischer Reflexion eröffnen sich Wege, um neue Handlungsmöglichkeiten zu entdecken und Veränderung bewusst zu gestalten.
Beratung und Therapie verfolgen unterschiedliche Ziele, auch wenn sie sich in einigen Methoden ähneln.
Beratung richtet sich an Menschen, die sich in belastenden Lebenssituationen oder in Entscheidungskonflikten befinden, ohne dass eine psychische Erkrankung vorliegt. Hier geht es vor allem darum, Orientierung, neue Perspektiven und konkrete Handlungsoptionen zu entwickeln.
Therapie hingegen ist dann angezeigt, wenn psychische Störungen mit Krankheitswert diagnostiziert werden und eine gezielte Heilung oder Linderung dieser Erkrankungen erforderlich ist.
Trotz dieser Unterschiede ergänzen sich Beratung und Therapie sinnvoll: Die Niederschwelligkeit von Beratungsangeboten kann einen wichtigen Zugang zu tiefergehender therapeutischer Unterstützung ermöglichen.
Hinweis: Die theoretischen Grundlagen zur systemischen Therapie und Beratung basieren auf anerkannten Fachquellen, u. a. Willemse & von Ameln (2018), Schwing & Fryszer (2018), McLeod (2004) sowie weiteren Arbeiten zur psychosozialen Beratung und systemischen Therapie. Sickendiek, U., & Nestmann, F. (2018). Professionelle psychosoziale Beratung: Grundlagen und Perspektiven. In F. Nestmann, C. Engelke, & L. Sickendiek (Hrsg.), Handbuch Beratung (2. Aufl., S. 218–238). Beltz Juventa. Warschburger, P. (2009). Psychische Gesundheit im Kindes- und Jugendalter: Ein Lehrbuch. Springer.
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